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___________________________________________________ Die Tradition der Kirchweih Die Kirchweih, oder in unserer Mundart „Kerwe“ genannt, ist ein ursprünglich religiös geprägtes Fest, welches am Tag des Schutzpatrons oder Namensgebers der Kirche im Ort oder am darauffolgenden Wochenende gefeiert wird. Dabei soll in erster Linie der Danksagung für das vergangene Jahr, aber auch der Hoffnung auf ein unfallfreies, erntereiches, neues Jahr Ausdrucke gegeben werden. Da die Kirchweih, neben dem Schützenfest, in früheren Zeiten das bedeutendste Fest im Ort war, wurde und wird hierfür ein großer Aufwand betrieben. So steht ein prächtig geschmückter Baum, welcher von unverheirateten jungen Männer durch den Ort an den Festplatz getragen und dort aufgestellt werden soll, im Mittelpunkt des Geschehens und zeigt von dort weithin allen Besuchern den Weg zum Fest. In früheren Zeiten wurde die ganze Woche vor der Kirchweih gebacken und gekocht, damit am Wochenende die Arbeit getan war und der ganze Ort Zeit zum Feiern hatte. Dies tat man meist in der Wirtschaft mit dem größten Saal, welcher dann bis auf wenige Stellflächen für die Gläser komplett leergeräumt wurde, um den Feiernden recht viel Platz zum Tanzen zu bieten. Begleitet wurde das Fest von Musikern, die von Ortschaft zu Ortschaft zogen und sich so jedes Wochenende einen Nebenverdienst einspielten. In unserem Einzugsgebiet war der „Raubacher Jockel“ ein gern und oft gesehener Musikant, welchem es eher auf die Fröhlichkeit und die Freigetränke ankam, als auf den Lohn. Als besonderen Gast gibt es eine mit Stroh gestopfte, hübsch gemachte und nett angezogene Bobbe, welche von den Kerweburschen und –Mädchen über die Festtage mehrmals zum Tanze auf die Bühne oder den Festsaal geholt wurde. Hierbei hatten sie besonders darauf zu achten, dass die Bobbe nicht in falsche Hände fiel und entführt wurde. Dies bedeutet eine große Blamage und wurde in der Regel teuer, um sie wieder auszulösen. Am Sonntagnachmittag stieg einer der Kerweburschen, welcher Kerwepfarrer oder Kerwevater genannt wird, auf die Bühne um von den Missgeschicken, die den Mitbürgern im vergangenen Jahr geschehen sind, zu berichten. Oftmals tat er dies in Reimform, wobei er sich nach jedem Vers von seinem Mundschenk etwas zu Trinken reichen lässt. Montags wurden die alltäglichen Arbeiten in aller Eile verrichtet, bevor es am Abend noch einmal zum Tanze ging. Um Mitternacht wurde dann, unter großem Wehklagen, die Puppe verbrannt und oftmals auch die Kerwe, in Form einer Schnapsflasche oder eines Tonkruges Wein, an einem geheimen Ort vergraben.
Wir in Beerfelden feiern unsere Kirchweih traditionell am ersten Wochenende im Oktober, obwohl der Namenstag unseres Schutzpatrons, dem Heilige Sankt Martin, bekanntermaßen am 11. November begangen wird. Dies hat folgenden Hintergrund: Nach dem verheerenden Brand von Beerfelden im Jahre 1810, wurde die Martinskirche relativ rasch wieder aufgebaut, jedoch musste auf die Orgel, manche Stücke der Inneneinrichtung sowie den Kirchturm verzichtet werden, da die benötigten Gelder fehlten. Der Kirchenvorstand bestimmte damals, dass von nun ab immer am ersten Sonntag im Oktober, zum Gedächtnis an die Fertigstellung der Kirche, die Kirchweih gefeiert werden soll.
Zur Kerwe von Beerfelden Der Verein „Beerfelder Kerwe“ hat sich in seiner Satzung dazu verpflichtet, kulturelle Angelegenheiten zu fördern, insbesondere solche die der Erhaltung, Pflege und Förderung der Beerfelder Kerwe dienen. Dies soll durch die Pflege der öffentlichen Mundart (Kerwered), durch die Pflege und Sammlung von Brauchtums Gegenständen und der Kerwe im Sinne des traditionellen Brauchtums erreicht werden. Hierzu sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen.
Was uns bisher bekannt ist, ist folgendes: Nach dem zweiten Weltkrieg wurde wohl 1952 zum ersten mal wieder die Kerwe in Form eines Festes nach dem Gottesdienst gefeiert, hier hatten jedoch die einzelnen Gaststätten in Beerfelden mehrere Jahre eigene Veranstaltungen. So trafen sich die jüngeren Beerfelder angeblich beim Spitzenwirt, während die älteren Besucher beim Adler, beim weißen Rössel und beim Glockenwirt feierten. Unser früherer Mitbürger Vincent Schwab hatte wohl einmalig einen Frühschoppen nach dem Gottesdienst auf dem Platz vor der Martinskirche organisiert, wer kann uns dazu mehr sagen? Von 1982-1991 feierte das Ehepaar Renate und Günter Breitling die Kerwe in der Halle hinter ihrer Wirtschaft „zum Bahnhof“. Danach gab es Versuche vom Glockenwirt Hans Bormuth, vom Wirt des Schützenhofs Klaus Denninger und von Frank Leutz und Markus Bauer als Betreiber des Sackbendels, diese Veranstaltungen wurden aber nie richtig angenommen. Wer erinnert sich noch an Kerwen aus seiner Jugend und kann uns nähere Angaben machen oder vielleicht sogar Bilder, Texte, Zeitungsausschnitte etc. zur Verfügung stellen? Wir sind für alle Informationen, und mögen sie noch so unbedeutend sein, dankbar. Bitte setzen sie sich hierzu mit dem Kerwevadder Markus Müller, Odenwaldstr.37, oder Sebastian Schott vom Drehersbäcker in Verbindung. Wir danken Ihnen bereits im Voraus für ihre Bemühungen, damit ein Stück Brauchtum und Kultur unserer Heimatstadt erhalten und in Erinnerung bleibt. Beerfelder Kerwe e.V.
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Beerfelder Kerwe e.V. |